Es heißt, dass einst ein Schäfer aus Kothen auf dem damals noch „Orensberg“ genannten Ehrenberg ein Gnadenbild der Gottesmutter fand. Da es sich aber nicht mit in seine Heimatkirche nehmen ließ, sondern stets wie von Zauberhand zum Orensberg zurückkehrte, errichtete der Schäfer auf der Kuppe jenes Berges ein Bild zu Ehren Marias.
Tatsächlich stellte die Gemeinde Kothen im Jahre 1521 mit Zustimmung des Fuldaer Fürstabtes einen Bildstock auf, der rasch zu einem Pilgerziel wurde. Damit ist der Maria Ehrenberg (674 m) zwischen Mottener Haube und Dammersfeld bereits seit fast 500 Jahren ein Ziel von Wallfahrern und Gläubigen. Sie bringen dem Gnadenbild der Mutter der Barmherzigkeit ihre ganz persönliche Last aus Sorgen und Ängsten, aber auch ihre Freude auf den Berg.
Schon 1522 wurde über dem Heiligenstock eine kleine hölzerne Kapelle errichtet und in den folgenden Jahrhunderten stetig erweitert. So begann im Jahre 1666 der Bau einer festen Kapelle. Seit 1736 gibt es die große Treppenanlage mit 254 Stufen, welche die Gläubigen auch heute noch emporsteigen, mit kleinen Pausen zwischendurch, um zu verweilen, zu beten oder zu singen.
Dennoch stand es keinesfalls immer gut um die charmante Wallfahrtskirche. Beinahe wäre die junge Wallfahrt zur Zeit der Reformation verboten worden, da Anhänger Luthers darin bloße "Werkerei" sahen. Als der Maria Ehrenberg 1937 in den Bereich des neuen Truppenübungsplatzes Wildflecken fiel (eine Tatsache, die auch heute noch die Besuchszeiten einschränkt), sollte die Wallfahrt zunächst an einen anderen Ort verlegt werden. Tausende von Gläubigen nahmen an einer bewegenden Abschiedsfeier teil.
Doch in letzter Sekunde fand sich für die Kirche stets ein Ausweg. Nicht nur die einfachen Leute mochten sie eben, sondern ebenso viele Fuldaer Äbte und Fürstbischöfe.
Auch heute noch hat die einsam gelegene Wallfahrtskirche viele Freunde und keineswegs nur fromme Menschen. Zwischen 1998 und 2001 wurde die Kirche auf dem Berg umfassend renoviert und saniert. Unter Verwendung des Altarsteins von 1959 entstand ein neuer Altar, zudem ein Lesepult (Ambo), eine schlanke Tabernakelsäule und ein Triumphkreuz.
Das in der Legende erwähnte Gnadenbild "Mutter der Barmherzigkeit", eine sitzende Madonna mit Jesuskind aus spätgotischer Zeit (um 1400), wurde um eine goldene Umrahmung bereichert. Die beeindruckende 55 cm hohe Holzplastik wird zu besonderen Anlässen wie früher mit Prunkmantel und Krone bekleidet.
2002 entstand dann neben dem Hauptgebäude noch ein freistehender Turm. Seitdem werden Wallfahrer von einem sechsstimmigen Geläut begrüßt.
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