Tipp der Saison
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Tipp der Saison



Tipp der Saison





Wer unsere Strecke „Um den Schnepfenwald“ bei Bimbach hinter sich gebracht hat und die Gelegenheit zu einem kleinen Heimatkunde-Kulturerlebnis nutzen möchte, kann ins nahe Großenlüder fahren:


Das stiftskapitularische Amtshaus
in Großenlüder


Das trutzige Gebäude mit dem ungewöhnlichen Namen ist zweifellos eines der schönsten alten Häuser im Herzen Großenlüders. Der letzte Renaissancebau im Fürstbistum Fulda ist schlicht und ohne Schnörkel, hat erkennbar eine lange Geschichte und beherbergt heute ein besuchenswertes Museum mit zwei kontrastreichen Abteilungen.



Bewegte Geschichte


Das Amtshaus aus dem späten 17. Jahrhundert repräsentiert die Architektur des Hochstifts Fulda am Übergang von der Renaissance zur Barockzeit, als das Gericht (der Verwaltungsbezirk) Lüder vom Fuldaer Hochstift verwaltet wurde. 1686 entschlossen sich die Stiftskapitulare, das bestehende Amtshaus durch einen Neubau zu ersetzen. Der mit dem Baumeister Mathias Huter geschlossene Bauvertrag gab die Details vor. Der aus dem fernen Tirol stammende Baumeister, in der Region kein Unbekannter, war zuvor an der Errichtung des nördlichen Ehrenhof-Flügels des fürstäbtlichen Schlosses in Fulda beteiligt gewesen.  

Das 1690 fertiggestellte „Capitularische Amtshaus“ fungierte zunächst als Sitz des „Zentverwesers“, der im Namen des Stiftskapitels die Verwaltung und die Rechtssprechung ausübte.

Unter Wilhelm von Oranien wurde daraus 1802 ein fürstliches Gericht und 1816 dann ein hessisches. Ab 1866 beherbergte das Gebäude das preußische Amtsgericht. Die Gerichtsstube im Erdgeschoss ist noch erhalten. 2001 wurde das denkmalgeschützte Gebäude grundlegend saniert.

Rund 320 Jahre hat der stattliche Bau nun schon auf dem Buckel. Wer durch das aufwändig gearbeitete Sandsteinportal hereinkommt und die Wendeltreppe in die oberen Stockwerke hinaufsteigt, der spürt auf Schritt und Tritt den Geist der Geschichte.


Heimat- und Krippenmuseum


Heute ist das alte Amtshaus vor allem Museum mit zwei ganz unterschiedlichen Ausrichtungen: Es fungiert als Heimatmuseum und beherbergt eine internationale Krippenausstellung. Die Räume im Erdgeschoss und ersten Stock widmen sich der Heimat- und Kirchengeschichte, im zweiten Stock werden interessante Fundstücke aus der Frühgeschichte gezeigt, darunter Werkzeuge aus der Steinzeit.  

Besonders bekannt ist das stiftskapitularische Amtshaus aber für seine bemerkenswerte Krippenausstellung, die im Oberstock des Gebäudes untergebracht ist. Die durch einen Zufall nach Großenlüder gelangte Ausstellung zeigt ganzjährig etwa 120 Krippen mit hunderten von Figuren aus aller Welt. Da gibt es afrikanische, nepalesische, russische, chinesische und südamerikanische Krippen und natürlich zahlreiche Modelle aus Mitteleuropa. Die Spannbreite der verwendeten Materialien reicht von Ebenholz und Teak über Ton und Alabaster bis zu heimischen Hölzern. Ein Erlebnis – nicht nur zur Weihnachtszeit.  


Öffnungszeiten:


Samstags und sonntags sowie am 1. und 2. Weihnachtstag von 14.00 bis 17.00 Uhr. Montags 10.00 bis 12.00 Uhr sowie nach Vereinbarung.
Kontakt: (06648) 7510 (Norbert Langer, Museumsleiter)


Einkehr-Tipp: Gegenüber dem Museum in der Burgpassage gibt es ein Café und ein paar Meter weiter rechts eine sehr beliebte Eisdiele. Ebenfalls an der Hauptstraße bietet eine Metzgerei günstigen Mittagstisch.



Foto: Klaus-Dieter Müller