Die Milseburg
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Die Milseburg



Die Milseburg



 


 

Wenn Sie im Raum Langenbieber/Fohlenweide unterwegs sind, befinden Sie sich ganz in der Nähe der Milseburg. Bei der An- und Abfahrt wird Ihnen dieser markante und beliebte Berg immer wieder einmal ins Auge stechen. Hier einige Informationen. Vielleicht haben Sie nach dem Lesen Lust, Ihre Tour mit einem Milseburg-Abstecher zu verknüpfen.


Ein Berg mit vielen Gesichtern


Fest steht: Die Milseburg (835 m) macht aus allen Himmelsrichtungen betrachtet etwas her. Ganz besonders majestätisch aber ist die Ansicht von Westen. Einheimische meinen, man könne aus diesem Blickwinkel die mächtige Totenlade des sagenhaften Riesen Mils erkennen



Die Milseburg ist uralt. Nach Einschätzung der Geologen haben in der erdgeschichtlichen Periode des Tertiär, irgendwann vor 25 bis 11 Millionen Jahren, gewaltige vulkanische Kräfte den Sockel aus Buntsandstein und Muschelkalk durchbrochen und zuerst Tuffe und dann Phonolit aus der Tiefe der Erde ans Tageslicht befördert. Später, während der Eiszeit, wurde der anfänglich von Tuffen umgebene Phonolitblock gleichsam herauspräpariert und erhielt so seine markante Grundform.

Aber diese „Äußerlichkeiten“ sind nicht das einzig Bemerkenswerte. Die Milseburg macht dem Biosphärenreservat Rhön alle Ehre, denn sie bietet Natur-Schätze vom Feinsten: Sie ist von artenreichem Laubwald mit Urwaldcharakter umstanden, weist Moose, Farne und Flechten in ungewöhnlicher Artenvielfalt auf, ist Heimat für zahllose Vögel und Säugetiere bis hin zu Dachs und Luchs, und auch Fledermäuse gibt es hier in großer Zahl.

Diese Artenvielfalt hat wohl auch damit zu tun, dass man den Gipfel der Milseburg nicht mit dem Auto erreichen kann. Nur die Wirtsleute der Schutzhütte direkt am Gipfel haben das Recht den steinigen Fahrweg hinaufzufahren. Doch der Anstieg – ob vom Parkplatz oder von weiter her – ist
doch das halbe Vergnügen. Es stehen zwei verschiedene Routen zur Verfügung.



Die Mühe lohnt, denn bei gutem Wetter hat man vom Gipfel eine grandiose Aussicht. Man sieht unter sich die Kuppen des Landes der offenen Fernen und  kann weit in Richtung Bayern, Thüringen und Rhein-Main-Gebiet blicken. Wer will, kann anschließend in der vor hundert Jahren vom Rhönklub eingerichteten Schutzhütte etwas trinken oder eine rustikale Brotzeit zu sich nehmen - und kommt sich dabei vor wie beim Urlaub in den Alpen.



Berg mit Geschichte


Die erste urkundliche Erwähnung fand die Milseburg im Jahre 980, in einem Dokument des Kaisers Otto II.  Dabei wissen wir heute, dass diese Anhöhe schon lange vorher bekannt und besiedelt war. Bereits die einst in der Rhön wohnhaften Kelten fühlten sich offenbar von der Einzigartigkeit dieser Felsformation angezogen.

Am Fuß des Gipfels entstand eine befestigte Siedlung, die in den ersten Jahrhunderten vor Christi Geburt mehrere hundert, vielleicht sogar an die 1.000 Einwohner beherbergt hat. Dieses „spätkeltische Oppidum“ war von einer hohen Ringmauer aus Holz und Phonolitgestein umgeben. Als die Siedlung dann vor etwas 2.000 Jahren aufgegeben wurde, zerfiel die Mauer und ihre Steine bilden seither den breiten „Keltenwall“, den man heute noch bestaunen kann.  

Im Sommer 2003 fanden an der Milseburg mehrwöchige Ausgrabungen statt.  Unter der Leitung von Stadt- und Kreisarchäologe Dr. Matthias Müller wurden dabei zahlreiche Funde vor allem aus dem dritten bis fünften Jahrhundert vor Christus geborgen, darunter Keramikfragmente, Glasperlen und ein Reibestein aus Basalt. Die Funde erlauben den Schluss, dass die Siedlung Kulturbeziehungen zum thüringischen Raum unterhielt.



Begehrtes Motiv für Maler

Außer dem Kreuzberg hat wahrscheinlich kein zweiter heimischer Berg so viel Beachtung gefunden wie die Milseburg, und mit Sicherheit hat keine Rhöner Felsformation so vielen Malern Modell gestanden. Es gibt sogar Vermutungen, die Milseburg sei der meist gemalte Berg Deutschlands  – wer würde wagen hier zu widersprechen?

Dabei hat die Beliebtheit dieses Motivs nicht allein mit dem markanten Profil des Berges zu tun, sondern auch mit dem Künstlerdorf Kleinsassen in seinem Windschatten. Seit dem 19. Jahrhundert zog es im Sommer Maler von nah und fern in die Rhön und manche ließen sich hier auch nieder. Aus dieser Tradition entstand die Kunststation Kleinsassen, die wiederum Künstler aus aller Welt anlockt. Es erstaunt also nicht, dass sich nicht nur die heimischen Maler sondern auch Gäste von der Milseburg angezogen fühlten und sie in verschiedenen Techniken und aus unterschiedlichen Blickwinkeln verewigten. Und jeder Künstler sah den alten Kelten-Berg auf seine Weise.

Fotos: Erich Gutberlet




Tipps


Der nächstgelegene Parkplatz ist von Kleinsassen, Danzwiesen oder Oberbernhards aus erreichbar. Oberhalb des Parkplatzes befindet sich ein Gasthaus. Der Besucher kann zwischen unterschiedlich langen, gut beschilderten Rundwegen und einem prähistorischen Wanderpfad wählen. Auch der Weg vom Grabenhöfchen ist empfehlenswert. Weitere Einzelheiten und Routen zeigt die Wanderkarte des Luftkurorts Hofbieber. Erhältlich gegen Schutzgebühr über die Tourist-Information der Gemeinde Hofbieber, Tel: 06657 98720 (2,20 € + Versandkosten).

Wenn Sie nach dem Naturerlebnis ein kulturelles Kontrastprogramm einlegen möchten, gibt es im nahen Kleinsassen zu Füßen des Berges gleich zwei Möglichkeiten:
Die Kunststation Kleinsassen, zu der jetzt auch ein kleines Café gehört. Und das Pfundsmuseum. Hier finden Sie auf kleinem Raum eine unglaubliche Vielzahl von Waagen und Gerätschaften rund ums Thema Messen und Wiegen. Nostalgie pur!

» www.kleinsassen.de (06657 – 8002)
» www.pfunds-museum.de (06657 1607)