Training mit Pulsmesser
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Training mit Pulsmesser



Training mit Pulsmesser



Stefan Kirchner (Vizeweltmeister in der Juniorenstaffel des DSV) im Gespräch.


Stefan Kirchner stammt aus Gersfeld/Rhön und hat im Alter von neun Jahren mit dem Langlauf begonnen. Seit1996 betreibt er den Langlauf als Leistungssport. Er gehört seit dem Jahr 2000 zum Team des Deutschen Skiverbands (DSV). Kirchner hat in zahlreichen nationalen und internationalen Turnieren hervorragende Platzierungen erreicht. In der Saison 2003/04 war er mit der DSV Junioren-Staffel Vizeweltmeister und als Einzelläufer Deutscher Juniorenmeister über 15 km klassisch. In derselben Saison wurde er im Duathlon über 12,5 km Deutscher Vizemeister. Stefan Kirchner ist Sportsoldat in der Sportkompanie der Bundeswehr.


Frage:
Der Nordic Walking-Trend ist ja erst wenige Jahre alt. Kennen Sie diesen Sport schon länger?


S.K.:
Ja, mindestens so lange wie ich auch Leistungssport betreibe. „Skigang“ wird das von uns Langläufern genannt, mit Schrittsprüngen als verschärfter Form. Den Begriff „Nordic Walking“ habe ich vor drei Jahren das erste Mal gehört. Bei uns im Training wird das auch heute noch „Skigang“ genannt.

Frage:
Wie stehen Sie zu diesem Nordic Walking-Boom?


S.K.:
In 2004 war das extrem. Aber auch in den Jahren davor hat man schon gesehen, dass die Bevölkerung sehr gut darauf anspricht. Weil immer mehr Menschen Sport treiben wollen und sich dazu den Sport Nordic Walking auswählen. Weil man da wirklich etwas für den ganzen Körper machen kann und nicht nur für die Beine oder irgendwo im Kraftraum nur für den Oberkörper, sondern weil man wirklich draußen in der Natur ist.




Frage:
Dann hat also aus Ihrer Sicht Nordic Walking eine Zukunft?


S.K.:
Das denke ich schon. Irgendwann wird der Boom ausgeschöpft sein und dann wird es sich vielleicht ein bisschen legen. Aber ich denke, dass Nordic Walking sich weiterhin oben halten wird – vor anderen Sportarten wie Laufen und Radfahren.


Frage:
Glauben Sie, dass Nordic Walking neben den vorteilhaften Gesundheitsaspekten für den Allrounder auch im Leistungssport einen berechtigten Stellenwert hat?


S.K.:
Ja. Es ist ein super Grundlagentraining und auch von der Gesundheit her ist es gut: Man schont seine Gelenke und Knochen. Für uns Langläufer ist der Ablauf fast identisch wie beim Ski, man hat nur nicht das Gleitverhalten. Aber der muskuläre Ablauf stimmt. Da kommt keine andere Sportart ran. Vielleicht noch das Skirollern, weil da das Gleiten mit dabei ist. Aber dafür ist dann beim Nordic Walking der Abdruck wieder besser.


Frage:
Wie integrieren Sie persönlich Nordic Walking in Ihr Sommertraining?


S.K.:
Ich mache etwa dreimal die Woche für etwa zwei Stunden reines Nordic Walking. Das wird dann zum Beispiel durch Stabilisationstraining ergänzt, bei dem wir gezielt für den Rücken, den Bauch, die Seite auf Kraft trainieren. Dazu kommen Crosstraining und Skiroller und Radfahren. Wir trainieren also recht vielseitig.


Frage:
Macht Ihnen als Langlauf-Profi das Nordic Walking richtig Spaß oder ist das für Sie nur ein unvermeidbarer Teil Ihres breiten Trainingsplans? Fehlt Ihnen beim Nordic Walking das Gleiten?


S.K.:
Ich finde es eigentlich gut, dass ich beim Nordic Walking das Gleiten nicht habe. Weil ich da gezielt den Druckpunkt suchen muss. Der Skiroller hat eine Rücklaufsperre, da kann ich abdrücken, wann ich will. Insofern kann ich beim Nordic Walking gezielter den Abdruck trainieren. Ich muss genau den Druckpunkt finden, um das dann später am Ski umzusetzen.




Frage:
Trainieren Sie im Rahmen Ihrer Nordic Walking-Einheit auch in Intervallen?


S.K.:
Ja. Wir haben da meistens eine Abfolge: Erst bergauf mit angesprungenen Schritten oder auch reinen Sprüngen. Dann Schrittsprünge, um wirklich in die obersten Pulsbereiche zu kommen, bis 180, die obere Grenze. Beim anschließenden Bergablaufen geht der Puls innerhalb kürzester Zeit wieder runter. Oder eine Minute Belastung und eine Minute Pause. Oder 30 Sprünge und normal zurückgehen. Intervalltraining kann man also sehr unterschiedlich gestalten.


Frage:
Also typisches Intervalltraining mit „lohnender Pause“ und einer Herzfrequenzmessung. Haben Sie beim Nordic Walking immer den Pulsmesser dabei?


S.K.:
Beim Training habe ich fast immer ein Pulsmessgerät im Einsatz. Manchmal lasse ich es allerdings auch weg, um wieder ein bisschen das Gefühl für die eigene Leistung zu trainieren. Denn nur nach dem Pulsmesser zu laufen, ist aus meiner Sicht auch nicht vorteilhaft. Für den Anfänger, der seine Bereiche und seinen Körper noch nicht kennt, ist das sehr wichtig. Nach langem Training hat man ein Gefühl für seinen Körper und den Pulsbereich, in dem man sich gerade bewegt. Beim Intervalltraining bin ich natürlich ohne Pulsgerät aufgeschmissen.


Frage:
Wie bewerten Sie die Trainingsmöglichkeiten in Ihrer unmittelbaren Heimat, der Rhön?




S. K.:
Mittlerweile bin ich schon seltener zu Hause. Aber ich bin immer noch gern daheim und trainiere hier auch gern. Weil ich hier doch relativ viele Möglichkeiten habe. Um die Wasserkuppe oder in der Hochrhön gibt es so viele Wege und Möglichkeiten. Das kann man voll ausschöpfen. Da wird es nie langweilig.


Frage:
Welchen Rat würden Sie Nordic Walking-Einsteigern mit auf den Weg geben?


S. K.:
Mit geringem Puls anfangen. Und am Anfang erst einmal die Technik lernen. Dann langsam steigern. Und lieber dreimal oder viermal wöchentlich eine halbe Stunde gehen oder bis 60 Minuten, als zwei Stunden in einem Stück zu laufen und hinterher platt zu sein und eine Woche auszusetzen. Also kleinere, kürzere Einheiten, die aber regelmäßig. Niedrige Belastung bei sauberer Technik.


Frage:
Im Zuge der Nordic Fitness-Welle ist das Nordic Cruising im Kommen, mit den etwas kürzeren Skiern. Mehr außerhalb der Loipe als in der Loipe. Wie sehen Sie und Ihre Langlauf-Kollegen diese neue Variante?


S. K.:
Es macht auch mal Spaß querfeldein zu laufen. Ohne Spur und gewalzte Piste. Der erste macht die Spur und die anderen laufen nach. Das ist auch was für den Spaßfaktor und auch eine Form des Trainings. Heute haben wir in den Schnee-Monaten dafür nicht mehr so die Zeit, aber früher habe ich das gern gemacht. Am Ende der Saison machen wir gern mal so eine Skitour.




Frage:
Bauen Sie auch Nordic Blading in Ihr Sommertraining ein?


S. K.:
Ja. Das haben wir gerade auf dem letzten Lehrgang wieder gemacht, auf Radwegen. Weil man da auch technisch sauber gleiten kann und man den Fuß mehr stabilisieren muss als auf einem Skiroller. Und das ist auch gut für die Technik. Deshalb ist die ganze DSV-Mannschaft mit Inlinern ausgestattet worden. Und das mache ich jetzt auch privat, dass ich mir nach dem Skiroller für die letzte Runde die Inliner anziehe. Für die Fußstabilisierung und die Koordination. Weil man eben auf dem Inliner doch beweglicher ist als auf dem Skiroller, zum Beispiel in der Kurve. Das macht richtig Spaß! Mit guter Armarbeit kann man da richtig hohe Geschwindigkeiten erreichen. Man muss natürlich bremsen können.













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