|
Mit Ende der Fastnachtzeit beginnen viele Menschen eine freiwillige Fasten- Phase. Sie wissen, wie gut das ihrem Körper tut. Besonders wirksam ist es, wenn man nicht nur weniger isst, sondern ein paar Tage gar nichts. So ein freiwilliges Fasten soll wie ein Jungbrunnen wirken. |
|
|
Moderne Fastenlehrer empfehlen für die Zeit des freiwilligen Verzichts auf feste Nahrung reichlich Bewegung. Es gibt inzwischen zahlreiche Angebote für Fastenwanderungen – und wenn man schon wandert, warum dann nicht mit Stöcken? Fastenwanderungen mit Nordic Walking stehen hoch im Kurs. |
|
|
Ende Januar 2006 erschien im Verlag Parzeller ein Buch mit dem Titel „Fasten mit Genuss“. Autorin Barbara R. Schütz ist ärztlich geprüfte Fastenleiterin, Wanderführerin und Nordic Walking-Trainerin und wohnt in der Rhön. Dort finden auch ihre Fastenwanderungen statt. Wir sprachen mit ihr. |
|
|
Exklusives Interview mit Barbara Schütz |
|
|
|
|
|
Nordic-plus: Fasten erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Worauf führen Sie das zurück? |
|
|
Schütz: Das hat meiner Meinung nach mehrere Gründe: Ich stelle bei vielen Menschen das Bedürfnis fest, sich etwas wirklich Gutes tun zu wollen, etwas was mehr gibt als der gewohnte Urlaub und das übliche Konsumieren – einfach ein Hin zu mehr innerlicher Befriedigung. Ein weiterer Beweggrund ist die Schnelllebigkeit und Fremdbestimmtheit unserer modernen Zeit, die die Sehnsucht entstehen lässt, einmal innezuhalten und vollkommen abzuschalten und durch den Abstand zum Alltäglichen die Einheit von Körper, Geist und Seele wieder neu zu erspüren.
Hinzu kommt, vor dem Hintergrund der explodierenden Krankheitskosten, ein wachsendes Bewusstsein für die Notwendigkeit eigenverantwortlichen Handelns seiner Gesundheit gegenüber. Diese Tendenz finde ich besonders erfreulich. Gesundheit wird in Zukunft ein Luxusgut werden. Je früher wir anfangen, das zu begreifen und danach zu handeln, umso größer ist die Chance dieses Gut lange zu bewahren. |
|
|
Nordic-plus: Wenn man jetzt einfach mal seine „Weihnachtsfigur“ abspecken möchte. Kann man dazu eine Fastenwoche empfehlen? |
|
|
Schütz: Selbstständig fasten ist die beste Ausgangsbasis fürs Abnehmen. Wichtig ist jedoch, den erreichten Zustand mit einer Änderung des Lebensstils, sprich sinnvoller Ernährung und regelmäßiger Bewegung beizubehalten. Mit entsprechender Bewusstseinsschulung wird während meiner Fastenwochen auf dieses Ziel hingearbeitet.
Autor R. Dahlke sagte dazu einmal: „Am Ende der Fastenwoche wird sich herausstellen, ob nur der Hosenbund oder auch das Bewusstsein weiter geworden ist.“ Fasten bedeutet aber mehr als nur Gewichtsabnahme. Es dient vornehmlich der körperlichen Regeneration und fördert Selbstfindungsprozesse. |
|
|
Nordic-plus: Es gibt ja bekanntlich verschiedene Formen des Fastens. Welche Methode praktizieren Sie und warum? |
|
|
Schütz: Meine Kurse sind auf die Heilfasten-Methode nach Buchinger abgestellt. Allerdings in diesem Fall als „Fasten für Gesunde“. Fasten nach Buchinger heißt, eine gewisse Zeit, meist eine Woche, auf feste Nahrung zu verzichten. Dafür reichlich Wasser und Tee trinken. In kleinen Mengen werden frisch zubereitete Obst- und Gemüsesäfte, etwas Honig und eine Gemüsebrühe gereicht. Das entspricht einer täglichen Zufuhr von ca. 400 kcal.
Weiterhin beinhaltet die Fastenwoche eine Darmreinigung. Die Methode hat sich seit Jahrzehnten gut bewährt. Sie ist leicht durchzuführen, liefert ausreichend Vitamin- und Mineralstoffe und lässt keinen Hunger aufkommen. |
|
|
Nordic-plus: Darf eigentlich jeder fasten? Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen? |
|
|
Schütz: Fasten darf ein jeder, der gesund und leistungsfähig ist. Die vorbeugende Wirkung, sprich die Gesunderhaltung, steht hierbei im Vordergrund. Es gibt Ausnahmen bei denen nicht gefastet werden darf. Dazu gehören beispielsweise Schwangerschaft und Stillzeit, Suchterkrankungen, schwere Depressionen, Macumar-Medikation.
Darüber hinaus sollten Menschen, die bereits an einer Krankheit leiden und medikamentös behandelt werden, nur unter ärztlicher Aufsicht fasten oder sich in eine spezielle Fastenklinik (z. B. Buchinger-Kliniken, Klinik von Weckbecker) begeben. Wer im Zweifel ist über seinen Gesundheitszustand, der sollte sich in jedem Fall vor Beginn einer Fastenmaßnahme mit seinem Arzt beraten. Die richtige Voraussetzung ist gegeben, wenn sie es freiwillig tun, aufgeschlossen und bereit sind für neue Erfahrungen und ein gewisses Durchhaltevermögen besitzen. Dazu gibt es einen treffenden Ausspruch von Prießnitz: „Zur Gesunderhaltung gehört Charakter.“ |
|
|
|
|
Nordic-plus: Sie bieten Fastenkurse an in Verbindung mit Wandern und Nordic Walking. Was hat das für Vorteile und wie bewältigt man solche Aktivitäten ohne etwas zu essen? |
|
|
Schütz: Bewegung in frischer Luft ist das A&O beim Fasten, weil der Körper für Reinigung und Regeneration viel Sauerstoff benötigt. Wandern und Nordic Walking bringen Atmung, Kreislauf und Stoffwechsel in Schwung. So lassen sich die Ausscheidungsprozesse besser optimieren. Denn nur gut durchblutete Muskeln sind in der Lage Ablagerungen schneller ab zu transportieren.
Obendrein sorgt die tägliche Bewegung dafür, dass die Muskulatur aktiviert und aufgebaut wird. Nordic Walking wird auch in Verbindung mit Fasten immer beliebter. Es ist der Ganzkörpereffekt, der hier den Ausschlag gibt und das sichere Gehgefühl beim Auf und Ab. Wir sind ca. 5 Std. täglich unterwegs. Allerdings in moderatem Tempo und mit regelmäßigen Trinkpausen. Nicht der Leistungsgedanke steht im Vordergrund sondern die Freude am Unterwegssein, das Natur- und Gruppenerlebnis und nicht zu vergessen, die Faszination darüber, welche Ausdauer man auch ohne feste Nahrung entwickeln kann. Schließlich sparen wir beim Fasten die Verdauungsarbeit und haben dadurch rd. 30% mehr Energie zur Verfügung. Das ist beispielsweise einer der vielen Aha-Effekte bei Erstfastern. |
|
|
Nordic-plus: Sie führen Ihre Fastenkurse an verschiedenen Orten in der Rhön durch. Was zeichnet die Rhön für das Fastenwandern aus? |
|
|
Schütz: Zum einen lebe ich selbst in der Rhön und bin von meiner Heimat begeistert. Da ist es nahe liegend, dass ich mich auch als Vermittlerin dieses schönen Fleckchens Erde sehe. Zum anderen ist es die Vielfalt, die diese Region auszeichnet. Das beginnt bei der Landschaft, den zahlreichen Wanderwegen und endet bei den vielen interessanten Projekten, die im Rahmen des Biosphärenreservats entstanden sind. Die Teilnehmer meiner Kurse - ca. 90% kommen aus dem überregionalen Raum, teils aus dem benachbarten Ausland – sind immer rundweg begeistert von dem, was sie hier vorfinden. Ein Großteil von meinen rd. 150 Teilnehmern pro Jahr kannte die Rhön vorher übrigens nicht. Da hat die Region was das Marketing betrifft noch einiges nachzuholen.“ |
|
|
|
|
|