Fettverbrennung/Energiegewinnung
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Fettverbrennung/Energiegewinnung



Fettverbrennung/Energiegewinnung



Wenn wir uns bewegen, laufen in unserem Körper komplexe Prozesse ab. Die sollte jeder wenigstens in Grundzügen verstehen. Im folgenden Abschnitt können wir Ihnen natürlich nur einen kurzen Überblick geben. (Im Förstina-Nordic Walking-Buch gibt es zu diesem Themenkreis ein ganzes Kapitel.) Die Beschäftigung mit diesen Zusammenhängen wird sich für Sie auf jeden Fall lohnen. Und am Ende der Seite wartet eine „frohe Botschaft“.


Sie haben zwei Energie-Depots


So wie ein Auto Kraftstoff benötigt, braucht der menschliche Organismus Energie um Leistung zu erbringen. Denn unsere Muskulatur kann nur mit Hilfe von Energiequellen arbeiten.


Mengenmäßig den größten Anteil an unserer Nahrung haben die Kohlehydrate und Fette. Bei der Verdauung werden Kohlehydrate als Glukose (Zucker) und Fett als Fettsäuren gespeichert: die Kohlehydrate in Leber und Muskulatur, die Fette im Unterhautfettgewebe. Die Eiweiße (Proteine) spielen hier keine Rolle, weil sie nur im Extremfall abgebaut werden.


Von den beiden genannten Energie-Speichern sind die Kohlehydrat-Speicher die flexibleren, denn auf sie kann der Körper in zweierlei Weise zurückgreifen: mit Hilfe von Sauerstoff (aerob), aber auch ohne Sauerstoff (anaerob).


System „Sprinter“: Ihr Kurzstrecken-Motor


Benötigt der Körper innerhalb kürzester Zeit Energie, holt er sich die aus seinen Kohlehydrat-Depots. Er zerlegt Zucker – und zwar „in der Eile“ ohne die Hilfe von Sauerstoff. So wird rasch Energie erzeugt, mit deren Hilfe Höchstleistungen erbracht werden können, z. B. ein Sprint oder ein Kurzstreckenlauf.


Doch alles hat seinen Preis. Bei der anaeroben Glykolyse entsteht als Nebenprodukt zwangsläufig Milchsäure (Laktat), die sich in den Muskelzellen anreichert. Wird ein bestimmter Säuerungsgrad erreicht, ist die Zelle übersäuert und stellt ihre Tätigkeit ein. Das empfinden wir als Erschöpfung. Konkret:
Unser Hochleistungsmotor mit der Erfolgsformel „Energie aus Zucker ohne Sauerstoff“ läuft gerade einmal etwa 90 Sekunden. Das reicht allenfalls für
einen schnellen 800-Meter-Lauf.


System „Marathon“: Ihr Langstrecken-Motor


Soll über einen längeren Zeitraum Leistung erbracht werden, muss unser Körper umschalten: auf Energiegewinnung mit Zuhilfenahme von Sauerstoff. Der riesige Vorteil besteht darin, dass dieser „Motor“ sehr lange laufen kann. Sein Nachteil: Die Drehzahl ist geringer, sprich: Die Intensität der Muskelleistung liegt auf
einem niedrigeren Niveau.


Wer die Vor- und Nachteile dieser beiden Energiegewinnungsprozesse kennt, versteht, warum es uns Menschen möglich ist, sowohl über eine kurze Zeitspanne Höchstleistungen zu erbringen (Sprint) als auch über eine sehr lange Zeit Ausdauerleistungen (Marathon). Hut ab vor dem Ingenieur-Team der Natur!


Chancen der aeroben Energie-Erzeugung


Hat der Körper Zeit, weil er nicht in Sekunden zu Höchstleistungen hochgepeitscht wird, kann er die Energie „in aller Ruhe erzeugen“, und zwar mit Sauerstoff (aerob). Dabei hat er zwei Möglichkeiten: Er bezieht Energie aus den Kohlehydrat-Speichern oder aus den Fett-Speichern.


Die Fett-Depots befinden sich im Unterhautfettgewebe. Sind sie prall gefüllt oder gar übervoll, so sieht man das. Bei Männern vor allem im Bereich des Bauchs, bei Frauen gern an Po und Oberschenkeln oder auch als „Rettungsring“.


Wer Nordic Walking mit der Absicht betreibt etwas für die Figur zu tun, muss also den Körper veranlassen, an diese Fett-Depots zu gehen und die nicht so deutlich (und störend) sichtbaren Kohlehydrat-Depots weitgehend zu schonen. Dazu muss man eines wissen:


Welche Depots der Körper bei einer Leistungsanforderung anzapft, hängt von der Belastungsintensität ab:


Bei hoher Belastungsintensität geht es primär an die Kohlehydrat-Depots, mit oder ohne Sauerstoff

Bei mäßiger Belastungsintensität hat der Körper Zeit genug, um seine Fettsäure-Depots anzuzapfen und mit Hilfe des Sauerstoffs auf Fettverbrennung zu schalten.



Mäßige Belastung bringt’s


Wer vor allem (überschüssiges) Fett verbrennen möchte, darf also nicht mit zu hoher Intensität trainieren. Dafür muss die Trainingseinheit aber hinreichend lang sein. Aufs Auto übertragen: Ihr Diesel muss eine Weile laufen, 45 Minuten sollten es schon sein. Sie tuckern ganz entspannt durchs Gelände und wissen:
Die Kalorien purzeln. Überholt Sie unterwegs ein 12-Zylinder-Sportler, dann schmunzeln Sie ruhig: Der Gute leistet zwar mehr und bewegt sich in anderen Konditionsdimensionen, aber auf der Waage haben dann wahrscheinlich Sie das größere Erfolgserlebnis. Und das ist doch auch was …


Zu glauben, man müsse sich nur ordentlich quälen, dann werde man sein Fett schon los, ist ein Irrglaube. Wer sich stark fordert, verbraucht zwar in der Tat Kalorien, aber die werden systembedingt vor allem aus Kohlehydraten erzeugt – und diese Depots sitzen nun einmal nicht an Oberschenkeln, Po und Bauch.
Man ist erschöpft, aber keinen Millimeter schlanker.


Wie gut, dass es Nordic Walking gibt! Wem es nicht auf ein gezieltes Ausdauertraining ankommt, der wirft einfach seinen Diesel an und läuft und läuft und läuft … Und die Fettreserven schmelzen Gramm für Gramm dahin.