Am Wegesrand: Die Wachholderheiden der Rhön (Huten)
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Am Wegesrand: Die Wachholderheiden der Rhön (Huten)



Am Wegesrand: Die Wachholderheiden der Rhön (Huten)



Das Biosphärenreservat Rhön hat eine außerordentlich vielseitige Landschaft und ist reich an besonderen Biotopen. Zwei befinden sich in unmittelbarer Nähe unserer „Strecke der Saison“. Es handelt sich um zwei Flächen mit Wachholderheide, die sich deutlich von der umliegenden Landschaft unterscheiden: die Oberbernharder Höhe und die Wickerser Hute (Ortsangaben s. u.).

Aus Sicht des Naturschutzes gehören die beiden „Huten“  zu den landschaftlichen Schatzkammern der Rhön. Hier leben seltene Pflanzen und Tiere. Deshalb stehen sie unter Schutz.




Was sind Huten?


Ursprünglich war die Rhön nahezu komplett bewaldet. Das heute so geschätzte „Land der offenen Fernen“ entstand erst durch Rodungen und anschließende ständige Beweidung. Unbeabsichtigt schufen Mensch und Tier neue Landschaftsformen, die heute aus Sicht des Naturschutzes besonderen Wert haben.

In alten Zeiten lebten die Menschen in der Rhön überwiegend von der Landwirtschaft. Die meisten Bauern besaßen Kühe (die auch als Zugtiere eingesetzt wurden), aber keine eigenen Weiden. Deshalb unterhielten viele Dörfer in den futterarmen höheren Lagen Gemeinschaftsweiden: sogenannte Huten.

Der Bewuchs der Huteflächen wurde durch das Weidevieh kurz gehalten – bis heute. Diese Flächen mit ihren charakteristischen einzeln stehenden, weit ausladenden Hutebäumen, die dem Vieh Schatten spenden, prägen vielerorts das Landschaftsbild.

Der Verbiss durch das Vieh gab vor allem auf Kalkböden Pflanzen eine Lebenschance, die in hohem Gras nicht existieren könnten, weil konkurrenzstärkere Pflanzen sie erdrücken. So entstanden hier artenreiche Lebensgemeinschaften mit seltener Fauna, darunter viele Orchideen, die heute vom Aussterben bedroht sind.


Ein Hauch „Lüneburger Heide“: Die Wickerser Hute
(Ein kleines Stück unterhalb der Burgruine)


Wer auf die alte Hutefläche unterhalb der Burgruine Eberstein blickt und sich die Berge im Hintergrund wegdenkt, wird an die Lüneburger Heide erinnert. Hier wie dort ist die Landschaft von schlanken Säulenwacholdern geprägt. Acht Hektar groß ist dieses Naturschutzgebiet auf Buntsandsteinboden. Es wird jedes Jahr im Spätsommer von Rindern beweidet. Dafür erhalten die Bauern eine Prämie. Zusätzlich führt der für die Naturschutzgebietspflege zuständige Forst mechanische Pflegemaßnahmen durch.




Von Ziegen „geschaffen“: Die Oberbernhardser Höhe
(etwas Abseits unserer Strecke Richtung Milseburg)


Der Kalkmagerrasen dieses kleinen Naturschutzgebiets gegenüber der Milseburg hat eine artenreiche Flora: vom wilden Thymian über viele Orchideenarten bis zur Silberdistel. Denn einmal pro Jahr wird diese Fläche durch Schafe und Ziegen abgefressen. Nur Ziegen mögen auch dornige und stachelige Pflanzen wie etwa Schwarzdorn (Schlehe). Das Ergebnis dieser extensiven, aber regelmäßigen Beweidung ist eine Heidelandschaft mit spärlichem Wacholderbewuchs. Ohne die vierbeinigen Rasenmäher würden sich hier Büsche ausbreiten und nach ein paar Jahren wäre Wald entstanden.


Ortsangaben


Wickerser Hute: B 278 Fulda-Batten. Das letzte Dorf vor Batten ist Wickers. Kurz vor dem Ortsschild links den Feldweg hoch. Oben vom Waldrand aus haben Sie einen tollen Panorama-Blick über die Wacholderheide und das Brand-Tal in Richtung Billstein, Ehrenberg und Schafstein. Im Wald auf dem Tannenfels versteckt sich die Burgruine Eberstein.

Oberbernhardser Höhe: Wanderparkplatz „Naturpark Milseburg“ (bei Kleinsassen). Parken, ein paar Meter zurück zur Straße nach Dörnbach, beim Bildstock in den Weg zum Lothar-Mai-Haus. Auf der Höhe steht eine Infotafel zum Kalkmagerrasen. Herrlicher Blick über die Heidefläche auf die Milseburg und den Stellberg! In unmittelbarer Nähe befinden sich die Kunststation Kleinsassen sowie das Pfundsmuseum (Kleinsassen).

Achtung: Die Naturschutzgebiete selbst dürfen zwar nicht betreten werden, sind aber von außen gut einzgusehen.

Weitere Huten im nahen Ulstertal:
Hilderser Hute, Battener Hute, Thaidener Hute, Seifertser Hute, Melpertser Hute und Wüstensachsener Hute.